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Alfredo Stroessner

Alfredo StroessnerAlfredo Stroessner Matiauda (auch Strössner oder Strößner; * 3. November 1912 in Encarnación; † 16. August 2006 in Brasília, Brasilien) war ein paraguayischer General, Politiker und Diktaktor. 35 Jahre lang, vom 15. August 1954 bis 3. Februar 1989, war er Präsident von Paraguay. Vorher war er General und Oberbefehlshaber der Streitkräfte Paraguays.

Stroessners Vater Hugo war 1898 vom bayerischen Hof an der Saale nach Paraguay ausgewandert, wo er die Paraguayerin Heriberta Matiauda heiratete, mit der er drei Kinder hatte.

Im März 1929 wurde Alfredo Stroessner im Alter von 16 Jahren als Kadett in der Militärakademie von Asunción angenommen und zwei Jahre später zum Leutnant ernannt. Ab 1932 nahm er am Chacokrieg zwischen Bolivien und Paraguay teil und erreichte 1948 den Rang eines Brigadegenerals. 1953 wurde er Oberbefehlshaber der Armee und General.

Durch einen Militärputsch entmachtete Stroessner am 6. Mai 1954 den amtierenden Präsidenten Federico Chaves. Daraufhin wurde Tomás Romero Pereira als Übergangspräsident eingesetzt. Stroessner wurde am 11. Juli 1954 als einziger Kandidat vom Kongress Paraguays per Akklamation zum Staatspräsidenten gewählt. Am 15. August 1954 übergab Romero sein Amt an Stroessner, der es acht Amtszeiten lang innehatte. Nach Fidel Castro war seine Regierungszeit mit 35 Jahren die zweitlängste in Lateinamerika. Er regierte autoritär und alle wichtigen Positionen besetzte er mit seinen Parteigängern von der Colorado-Partei. Erst im April 2008 unterlag diese bei den Präsidentschaftswahlen einem Mitte-Links-Bündnis. Außenpolitisch positionierte sich Stroessner vor allem als strikter Antikommunist. Dieses brachte ihm die finanzielle Unterstützung durch die USA ein. Den USA stattete Stroessner 1968 einen Staatsbesuch ab. Angeblich soll Stroessner den USA auch angeboten haben, paraguayische Truppen nach Vietnam zu schicken, um die USA im Vietnamkrieg zu unterstützen. Außerdem bot er Hilfe bei der Invasion der Dominikanischen Republik an.

Alfredo Stroessner 1987Unter Stroessners Herrschaft „verschwanden“ nach offiziellen Angaben etwa 400 Menschen (Desaparecidos genannt). Unabhängige Schätzungen gehen jedoch von über 3.000 Todesopfern aus. Sehr viele Oppositionelle wurden gefoltert oder inhaftiert, etwa zwei Millionen gingen ins Exil. Daneben unterhielt Stroessner auch gute Kontakte mit anderen südamerikanischen Gewaltregimen und unterstützte Militärputsche in anderen südamerikanischen Ländern. Er kooperierte mit den Diktaturen in Brasilien, Uruguay, Argentinien und Chile beim Informationsaustausch und der Verfolgung linker Aktivisten im Rahmen der Operation Condor. Man hat Stroessner vorgeworfen, für die planmäßige Ausrottung eines großen Teils eines indigenen Indianerstammes, der Aché, verantwortlich gewesen zu sein. Diese wurden gewaltsam in die Mbaracayú-Region vertrieben und aufgrund mangelnder medizinischer Versorgung sollen bei der Vertreibung und Umsiedlung ca. 38% der Aché an Krankheiten gestorben sein.

Der Bau des Itaipú-Staudammes war eines der größten Projekte unter Stroessners Herrschaft. Es ist nach dem Drei-Schluchten-Damm in China das momentan zweitgrößte Wasserkraftwerk der Welt. Weil auf diese Weise Strom ins Ausland verkauft werden konnte verbesserte der Staudamm Paraguays wirtschaftliche Lage deutlich. Stroessner unternahm auch viele Infrastrukturprojekte, vor allen Dingen im Straßenbau. Jedem Soldaten, der sich verpflichtete das Land zu bebauen, versprach er zum Ablauf seines Dienstes ein Grundstück von zwanzig Hektar für einen geringen Kaufpreis. Dieses Angebot nahmen über 10.000 Soldaten an.

Alfredo Stroessner ParaguayAm 3. Februar 1989 wurde Stroessner von General Andrés Rodríguez, Oberbefehlshaber der Armee (und Schwiegervater von Stroessners Sohn Hugo Alfredo) durch einen Militärputsch entmachtet. Stroessner floh nach Brasilien, wo er bis zu seinem Tode blieb. Damit entzog er sich einer Anklage wegen Menschenrechtsverletzungen. Auch sein Sohn, der unter dem Verdacht stand, sich bei Grundstücks- und Devisengeschäften unter Ausnutzung seiner familiären Stellung unrechtmäßig bereichert zu haben, war ebenfalls nach Brasilien geflohen. Nach freien Wahlen wurde General Andrés Rodríguez Nachfolger als Präsident von Alfredo Stroessner.

Die im Osten Paraguays gelegene Stadt "Puerto Flor de Lis", die Stroessner zu Ehren in "Puerto Presidente Stroessner" umbenannt worden war, wurde 1989 in "Ciudad del Este" umbenannt. Auch der Flughafen von Asunción, der während seiner Diktatur nach ihm benannt war, wurde später in "Aeropuerto Internacional Silvio Pettirossi" umbenannt.

Stroessner erlag am 16. August 2006 im Alter von 93 Jahren als Folge einer Leistenbruch-Operation einer Lungenentzündung. Beigesetzt wurde er im August 2006 auf einem Friedhof im Süden der brasilianischen Hauptstadt Brasília.

Vom bayerischen Ministerpräsidenten Alfons Goppel (CSU) wurde Stroessner 1973 der Bayerische Verdienstorden verliehen.