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Wappen TobatiTobatí

Tobatí ist eine Stadt im gleichnamigen Distrikt im Departamento Cordillera mit 31.393 Einwohnern (Stand 2016). Die Entfernung zu Caacupé, der nächstgrößeren Stadt, und der Ruta 2 beträgt gut 10 km, zur Hauptstadt Asunción 63km. Etwa 20km nördlich verläuft die Ruta 3. Etwas außerhalb der Stadt gibt es eine lange begehbare Felsenkette, den Cerro Tobatí.

Aussichtspunkt TobatiGegründet (oder wiedergegründet) wurde Tobatí im Juni 1539 von Domingo Martínez de Irala. Für die Entstehung des Ortsnamens existieren mehrere Definitionen. Die wohl naheliegendste ist hier wieder das Guarani, wo es in etwa "weißes Gesicht" heißt. Auch die Guarani belegten die "Weißen", ähnlich den nordamerikanischen Indianern, gern mit Namen, die auf ihre Hautfarbe zielten, man könnte es also durchaus auch als "Bleichgesicht" übersetzen. Da der Ort nur unweit entfernt (oder vielleicht sogar an) einem der sog. "weichen Wege" von Ybytyruzu nach Paraguaí, dem heutigen Asuncion, liegt, könnte es sich also um eine alte Siedlung der Wikinger gehandelt haben, die später aufgegeben wurde. Die Guarani haben dann vielleicht diesen Namen den Spaniern genannt und diese haben ihn weiter verwendet. Tobatí ist auch der Geburtsort des Unabhängigkeitshelden Pedro Juan Caballero.

Landkarte Tobatí

Auf der Strecke zwischen den Städten Caacupé und Tobati, gegenüber  dem Hügel (cerro) Tobati, befindet sich die Kapelle "Virgen del Camino" oder "Virgen del Paso", Schwester der Jungfrau der Wunder von Caacupé. Beide feiern ihr Patronatsfest am 8. Dezember.

MaskenBekannt ist Tobatí besonders für die Töpfer- und Holzschnitzkunst. Werke des bekannten Holzbildhauers Zenon Páez können in der Villa artesenal bewundert werden. Neben Mensch- und Tiermasken, die aus der Timbó Wurzel geschnitzt werden (eine alte Guarani Tradition), werden noch weitere handwerkliche Arbeiten gefertigt, wie geflochtete Körbe, Gürtel, Hängematten, oder Baumwoll-Ponchos, die auf Webstühlen gewebt werden.

Über die Stadt gibt es zwei bekannte und angesehende soziologische Studien, die in Büchern veröffentlicht wurden: 1. Eine paraguayische Stadt (" A Paraguayan Town") von Helen und Elman Service und 2. Tobatí: Tradition und Wandel in einem paraguayischen Menschen ("Tobati : tradicion y cambio en un pueblo paraguayo") von Diego Hay.

BrennoefenEs existieren mehrere Produktionsstätten von Baustoffen in der Stadt, die in der Mehrzahl Dachziegel, Fliesen und Schindeln liefern. Diese werden bis ins benachbarte Argentinien und Brasilien exportiert. Es gibt aber neben modernisierten Betrieben mit elektrischen Maschinen und Öfen auch noch die traditionellen Methoden der Ziegelherstellung. Sehr oft sind dies Familienbetriebe, die ihre Produkte nach dem Trocknen in der Sonne noch in Holzöfen brennen. Leider wird die Herstellung durch die steigenden Kosten der Rohstoffe (Holz und Ton) immer schwieriger, da die Materialien nicht mehr vor Ort, sondern von weiter entfernteren Orten beschafft werden müssen. Ein Versuch, das Holzproblem zu lösen besteht darin, daß große Flächen mit den schnell wachsenden Eukalyptusbäumen angepflanzt werden, um die durch die Rodung der Urwaldflächen bestehenden Schäden rückgängig zu machen. Dies führt zwar zu einer schnellen "Holzproduktion", kann den Naturschaden aber nicht im geringsten beheben. Da die Häuser der Bewohner sich in der Nähe der Fabriken befinden, kommen durch den Rauch aus den Öfen, sowie durch den starken LKW Verkehr auch gesundheitliche Probleme der Bevölkerung hinzu und es werden Überlegungen angestellt, die Produktion einzuschränken bzw. ganz aufzugeben.

Gemeindeverwaltung TobatiAuch Landwirtschaft und Viehzucht wird in Tobatí betrieben, meist sind es Familienbetriebe, es gibt aber auch Zusammenschlüsse von Kleinbauern, die ihre Produkte gemeinsam vermarkten.

Das Wetter ist in der Regel angenehm sonnig mit einer leichten Brise. Regen geht oftmals als Gewitter nieder. Durch die Hitze der Brennöfen der Ziegeleien kann die Temperatur in einigen Gegenden ansteigen.

Wie in den meisten paraguayischen Städten sind auch die Einwohner von Tobati überwiegend römisch-katholisch, obwohl es auch auch Baptisten und Zeugen Jehovas gibt. Die Barockkirche stammt aus dem Jahr 1750. Sie wurde 1937 abgerissen und in der heute existierenden Form neu aufgebaut. Die Altäre, alles Holzschnitzereien, sind jedoch erhalten.

Stadtkirche TobatíDie Stadtteile von Tobati sind in der Regel nach Heiligen benannt und die Festtage werden mit den Nachbarbezirken gemeinsam gefeiert. Die Schutzpatronin von Tobatí ist die heilige Jungfrau Maria der unbefleckten Empfängnis, ihr Festtag ist der 8. Dezember. In der Kirche befindet sich eine Schnitzerei der Jungfrau Maria, die ein zum Christentum gewechselter Indianer geschnitzt hat. Dieser wurde für seine Bekehrung von seinem Stamm verfolgt und sollte getötet werden. Er versteckte sich hinter einem Baum, betete und versprach für seine Rettung ein Symbol zu schaffen, um Maria zu verherrlichen. Sein Stamm bemerkte ihn nicht und zum Dank schnitzte er anschließend zwei Statuen der Heiligen Jungfrau Maria. Eine befindet sich in der Kirche in Tobati, die andere in der Basilika in der Nachbarstadt Caacupé.

 

Bilder Wikipedia: Wappen Tobatí, Aussichtspunkt, Masken, Brennöfen und Karte: Mateuverte - Gemeindeverwaltung und Stadtkirche: Judas Priest88