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Die Geschichte Paraguays

Wir finden, daß es sehr viel einfacher ist, ein Volk zu verstehen und sich zu integrieren, wenn man weiß, wie es sich bis heute entwickelt hat. Wie fast überall in Lateinamerika ist das Wissen über die Zeit vor der Eroberung durch die Spanier sehr lückenhaft und verschwommen, erst danach kann man auf schriftliche Dokumente zurückgreifen. Viele Zeugnisse aus vergangener Zeit wurden von den Konquistadoren zerstört - einige mutwillig, andere aus Unwissenheit. Dies mag vorallem damals daran gelegen haben, daß die Spanier ein berechtigtes Interesse daran hatten, alle Spuren früherer Kontakte zu Europa zu beseitigen, denn sie wollten aus ihrer "Entdeckung" ja einen uneingeschränkten Besitzanspruch herleiten. Eine Verteidigung dieses Besitzanspruches wäre gegen eine andere Nation aus der "alten Welt" ungleich schwerer gewesen, als gegen ein paar Indios, wie das Beispiel Portugals zeigt. Fast die gesamte geschriebene Geschichte beginnt mit der Ankunft der Spanier, so daß alles, was davor war nur aus kläglichen Bruchstücken und den Aufzeichnungen der Spanier herzuleiten ist. Leider wurden auch Mythen, Sagen und Legenden der Ureinwohner durch die Christianisierung stark verfälscht und die einzigen schriftlichen alten Aufzeichnungen stammen auch hier wieder von den Spaniern. Kein Wunder also, daß die Beweise, die Kolumbus zum Entdecker Amerikas machen, deutlich echter erscheinen, als die, die das Gegenteil beweisen. Wir wollen hier auch die Gegebenheiten aufführen, die in modernen europäischen Geschichtsbüchern eher fehlen. Der Leser kann sich ja selbst ein eigenes Bild machen.

Über einige Epochen liegen ausführliche Erkenntnisse vor, diese haben wir einzeln behandelt.

Paraguay um 1600So wie alle Indianer Nord- und Südamerikas, sind auch die in Paraguay lebenden höchstwahrscheinlich in zwei Wellen als Mammut Jäger über die trocken gefallene Behringstraße und Alaska eingewandert. Das war einmal vor 60.000-100.000 Jahren der Fall und danach nochmal vor 30.000-40.000 Jahren. Erst vor 10.000-20.000 Jahren zogen einige nach Südamerika weiter. Wahrscheinlich seit der Steinzeit lebten die Tupi-Guarani östlich des Río Paraguay bis an die Antlantikküste, wo auch heute noch vereinzelt ihre Nachkommen anzutreffen sind. Die meisten Guaraní wurden in meheren Wellen freiwilliger und erzwungener Vermischung zu Mestizen, aus denen heute der Großteil der paraguayischen Bevölkerung besteht. Westlich des Flusses, im Gran Chaco, lebten die Aruak, Guaicurú, Mataco-Mataguayo, Chamacoco, Angaite und Lengua.

Schon vor 3.000 Jahren war das Land und die Stadt Cattigara bekannt, welches an der Westküste Südamerikas (Peru oder Chile) gelegen war. Um das Jahr 1.000 herum begannen Wikinger ein riesiges Reich in Südamerika aufzubauen. Es handelte sich hierbei aber eher um die Unternehmung eines einzelnen Jarls mit seinen Gefolgsleuten, der wohl in Europa keine Chance mehr sah. Da diese Gruppe erst nach 230 Jahren wieder Kontakt mit Europa aufnahm, hat es sich hier nicht um eine Wikinger-Eroberung gehandelt, sondern um die Taten einer kleinen Gruppe "Aussteiger". Paraguay gehörte zwar nicht zum Kerngebiet, wurde jedoch von wichtigen Wegen zum Atlantik durchzogen, auf denen sie Handel mit Europa betrieben.

Die Zeit von 1515 bis 1588 ist die Zeit der Entdeckung und Eroberung durch die Spanier. Damals bezeichnete man als Paraguay alle Ländereien, die man über den Rio de La Plata erreichen konnte. Das so bezeichnete Gebiet umfaßte also zusätzlich auch Teile des heutigen Argentinien, Brasilien, Bolivien und das gesamte Uruguay. 1559 wurde das Gebiet dem spanischen Vizekönigreich Peru unterstellt mit Verwaltung in Charcas. Unmittelbar nach Ankunft der Spanier wurde auch das Encomienda-System eingeführt, welches auf den ersten Blick sehr gerecht erscheint, bei näherem Hinschauen aber grausamer als Sklaverei ist. Einem Spanier wurden hier neben Ländereien auch alle darauf lebenden Indios zur Verwaltung übergeben. Er mußte diese für ihre Arbeit entlohnen, durfte sie aber zur Arbeit zwingen. Eine Bestrafung war nur vorgesehen, wenn sich die Indios der Taufe widersetzten. Da die Indios aber keinen Wert darstellten, im Gegensatz zu Sklaven, die gekauft werden mußten, endete dies fast immer mit dem Tod der Indios. Eine Reihe von Indio freundlichen Gesetzen der spanischen Krone konnte hieran nichts ändern, was zum Teil an den langen Wegen, oft aber an der Einstellung lag, daß die Übertretung der Gesetze faktisch nicht verfolgt wurde. Prinzipiell bestand das Encomienda-System bis zur Unabhängigkeit weiter, wurde aber regional unterschiedlich gehandhabt.

Von 1588 bis 1767 reicht die interessante Zeit der sogenannten Jesuiten-Reduktionen (Die Jesuiten 1588-1767), eines genialen Schachzuges, um die Indianer vor der Versklavung zu bewahren. Das System der Jesuiten war aber so erfolgreich, daß es den Neid der Spanier und Portugiesen entfachte und 1767 gewaltsam aufgelöst wurde.

Im Jahr 1776 wurde die ganze La Plata Region zu einem eigenständigen spanischen Vizekönigreich La Plata. Die darauf folgenden Jahre bis zur Unabhängigkeitserklärung Paraguays am 14. Mai 1811 waren durch spanische Verwaltungsprobleme und Streitigkeiten geprägt. Erst mit der Unabhängigkeit begann Paraguay annähernd in den heutigen Grenzen zu erscheinen, mußte diese jedoch in der Folgezeit häufiger korrigieren. Mit der Erklärung der Unabhängigkeit waren aber noch lange nicht alle Probleme gelöst, denn diese wird erst 1842 von Spanien und Argentinien anerkannt.

Der Tripel-Allianz-Krieg zwischen 1864 und 1870 beendete nicht nur den blühenden Aufstieg Paraguays, sondern kostete das Land etwa 4/5 der Bevölkerung und weite Teile des Staatsgebietes.

Karte heuteEin weiterer verheerender Krieg brach 1932 gegen Bolivien aus, der Chacokrieg. Er dauerte bis 1935 und forderte 130.000 Todesopfer. Paraguay ging aber siegreich daraus hervor und Bolivien trat 2/3 des Chaco an Paraguay ab.

1940 kam es zur ersten Militärdiktatur, 1947 zu einem Bürgerkrieg. Erst 1948 kam das Land kurz zur Ruhe und erhielt eine präsidiale Verfassung. 1954 übernahm der deutschstämmige Alfredo Stroessner die Macht mit einer erneuten Militärdiktatur, die immerhin 35 Jahre andauerte und das Land zu Wohlstand und äußerer Ruhe brachte. Im Inneren wurden die Gegner aber rigoros verfolgt. Beendet wurde diese Ära durch einen Militärputsch, der aber Stroessner das Altersexil in Brasilien ermöglichte.

Im Jahr 1991 gab sich das Land die bis heute gültige Verfassung und es wurden Präsidentschaftswahlen abgehalten. Überschattet wird die jüngste Zeit von zwei Putschversuchen 1996 und 2000.

Karten vergrößerbar: Historische Karte (1.661x1.306px), Aktuelle Karte von Paraguay (562x779px)

 

Bilder Wikipedia: Historische Karte Paraguays von Josse de Hondt (um 1600), Jodocus Hondius (1563–1612) - niederländischer Kartograf - Karte heute: User Stigmj