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Wasserkraftwerk Itaipú

Itaipu BetreiberlogoBis 2006 der Drei-Schluchten-Stausee in der Volksrepublik China fertiggestellt wurde, war Itaipú das leistungsstärkste Kraftwerk der Erde. Hinsichtlich der Jahresenergieproduktion steht es auch nach 2006 an erster Stelle. Der Name Itaipú kommt aus dem Guaraní (Itá = Fels, Stein; i = der; pú = klingt). Da es sich um ein Projekt zweier Nationen handelt, führt es den Zusatz "Binacional". Die Staumauer liegt nahe der Stadt Hernandarias, wenige Kilometer nördlich des Dreiländerecks und Ciudad del Este. Staumauer, Kraftwerk und Stausee liegen auf der Grenze zwischen Paraguay und Brasilien.

Itaipu Freileitungen mit BuendelleiterDer Bau:
Am 26. April 1973 wurde das Gemeinschaftsprojekt Paraguays und Brasiliens von den damaligen Präsidenten Emílio Garrastazu Médici (Brasilien), und Alfredo Stroessner (Paraguay) in Brasília vertraglich fixiert. 1974 wurde der Bau begonnen und 1982 war Staumauer und Turbinenhalle fertig gestellt. Ab Mai 1984 wurden jährlich zwei bis drei Turbinen in Betrieb genonmmen, die 18. und vorerst letzte Turbine ging 1991 ans Netz. Erst 2007 wurden zwei weitere Turbinen hinzugefügt, die aber lediglich bei Ausfällen kompensieren sollen und nicht ständig laufen. Damit wurde durch den brasilianischen Präsidenten Luiz Inácio Lula da Silva feierlich die Fertigstellung des Projekts verkündet. Insgesamt waren ca. 34.000 Arbeiter auf dieser gigantischen Baustelle beschäftigt, 145 kamen bei den Arbeiten um.

Itaipu GeneratorTechnische Daten
Heute arbeitet das Kraftwerk mit 18 Francis-Turbinen, die eine Leistung von 12.600 Megawatt liefern, sowie 2 weiteren der Firma Voith Hydro aus Heidenheim mit 1.400 Megawatt, also 14 Gigawatt zusammen. Jährlich liefert das Kraftwerk 95 Terawattstunden (= 95.000 Gigawattstunden = 95 Mio. Megawattstunden) bei einem Wasserdurchfluss von durchschnittlich 10.500 m³/s, das sind 10,5 Millionen Liter Wasser pro Sekunde. Die gleiche Menge Wasser, die durch nur zwei der 20 Turbinen fließt, bildet die imposanten Iguazú-Wasserfälle ganz in der Nähe. Bis 2013 konnte die Leistung sogar auf über 98 Terawattstunden gesteigert werden. Im selben Jahr konnte 75% des paraguayischen und 17% des brasilianischen Strombedarfs durch dieses Kraftwerk gedeckt werden. Zum Vergleich liefert der Kernreaktor mit der höchsten Jahresproduktion weltweit, Isar2, lediglich 12,4 Terawattstunden.
Itaipu Nahaufnahme FallrohreDa die Elektrizitätsnetze Paraguays (50Hz) und Brasiliens (60Hz) mit unterschiedlichen Frequenzen arbeiten, der größte Teil des paraguayischen Stromes aber nach Brasilien exportiert wird, hat man sich entschlossen, diesen in Gleichstrom umzuwandeln und über eine Hochspannungs-Gleichstrom-Übertragung (HGÜ) 850 km weit nach São Paulo zu transportieren, wo er dann erneut gewandelt und eingespeist wird. Die Übertragung erfolgt über zwei bipolare 600-kV-Hochspannungs-Gleichstrom-Leitungen und 765-kV-Hochspannungsleitungen.
Paraguay zahlt mit den Stromlieferungen seine 50% der Erstellungskosten (Gesamtkosten etwa 3,6 Mrd. US-Dollar), die damals von Brasilien allein finanziert wurden. Damit finden wir hier eine ähnliche Situation, wie in dem flußabwärts gelegenen Kraftwerk Yacyretá.

Stausee und Staumauer
Ganz anders als in Yacyretá waren die Geländebedingungen hier einfacher, denn man konnte durch eine 7.760m lange und bis zu 196m hohe Staumauer ein natürliches Tal absperren. Die Folgen für die Natur und die hier lebenden Menschen waren allerdings verheerend und werden noch heute sehr kontrovers diskutiert.
Itaipu Wasserkraftwerk Kontrollraum40.000 Menschen, vorwiegend Guaraní-Indianer, mußten umgesiedelt werden und verloren nicht nur ihre Heimat, sondern mit dem Urwald auch ihre Lebensgrundlage. Fast 1.000 km² Regenwald wurde gerodet oder versank in den Fluten, ebenso wie die Wasserfälle Sete Quedas bei Salto del Guairá am nördlichen Ende des 170km langen Stausees. In ihrer Pracht standen sie denen von Iguazú in nichts nach, es rauschte sogar eine viel größere Wassermenge in die Tiefe.
Mit einer Fläche von 1.350km² ist der Itaipú-Stausee kleiner als der von Yacyretá, er ist aber aufgrund der Geländeform deutlich tiefer. Der See ist in etwa zweieinhalb mal so groß wie der Bodensee.

Besichtigung
Auf beiden Seiten existieren Besucherzentren, am Rande von Foz do Iguaçu und bei Hernandarias nördlich von Ciudad del Este. Von hier aus gibt es Führungen unterschiedlichen Umfags, die von Paraguay aus kostenlos sind. Von Brasilien muß hier eine Gebühr entrichtet werden.

Itaipu bei NachtEine von Musik untermalte Lichtschau verwandelt freitags und samstags die Staumauer mit 519 Scheinwerfern am Abend in eine prachtvolle Bühne. Hierfür wird eine Leistung von insgesamt (Licht und Musik) 1 MW aufgewendet. Von beiden Seiten findet zu dieser Veranstaltung ein Buszubringerdienst statt.
Seit 2005 werden auch „technische“ Führungen angeboten, bei denen Touristen das Innere der Staumauer und die Turbinen besichtigen können.

Philip Glass, einer der bekanntesten zeitgenössischen US-amerikanischen Komponisten, schrieb 1989 nach dem Besuch des Staudamms das Werk Itaipu.

 

(Angaben: itaipu.gov.br)

 

Bilder: Freileitungen mit Bündelleiter: Urheber Herr stahlhoefer Wikipedia - Nahaufnahme Fallrohre: Urheber User Wutzofant - Itaipu bei Nacht: Quelle Flickr Urheber bergie - Kontrollraum: Urheber Anagoria - Generator: Urheber Anagoria